Im Herbst 2018 wurde ich von der Werbeagentur Serviceplan für eine Illustrationsstrecke zu einem jährlich erscheinenden Image-Magazin angefragt. Dabei ging es nicht alleine um Illustrationen, sondern um das zusätzliche Schreiben einer Comicgeschichte und die anschliessende zeichnerische Umsetzung der Comic- und Illustrationsseiten, die sich durch das komplette ca. 250 Seiten umfassende, drucktechnisch äusserst aufwändig und liebevoll produzierte Magazin erstrecken sollten. Insgesamt sind 46 Seiten von mir gestaltet. Den grössten Teil davon zeige ich hierunter in seiner vollen Pracht, wobei Ihr Euch den betörenden Duft der Druckerschwärze leider vorstellen müsst.
Die meisten Illustrationen wurden in Schwarz, mit der Sonderfarbe Silber gehalten und auf rauem Papier gedruckt. Bei der Titelseite wurde neben Silber, Schwarz auf Schwarz gedruckt, wobei die Typographie äusserst edel mit einer Heissfolienprägung hervorgehoben wurde. Die Seiten werden mit einer wunderschönen Faden-, Klebeheftung zusammengehalten.
Fazit für mich: Die vielen Nacht-, Wochenend- und Feiertagsschichten haben sich wirklich gelohnt. Die Freude ist sowohl bei Agentur, Kunden und mir selbst gleichermassen gross.
Einen bildschönen Tag wünscht Euch,
Euer "Ulistrator".
Verzeiht meinen verspäteten Weihnachts-Post, aber meine Feiersucht, die Vielweiberei und die akriebsche Arbeit an einem Großprojekt, das ich an dieser Stelle sicher ebenfalls demnächst zeigen werde, liessen mir im alten Jahr keine Zeit einen neuen Blog-Artikel zu verfassen. So lange allerdings noch Schnee liegt und auch fällt, passt das Thema ja dennoch. Ausserdem: Das nächste Weihnachten kommt bestimmt.
Heute
möchte ich die Entstehungs-Stadien eines Weihnachts-Wimmelbildes zeigen,
um daran exemplarisch Vorgehensweise, Aufbau und Arbeitsaufwand eines
solchen Suchbildes zu illustrieren.
Im
September 2018 wurde ich beauftragt die Stadt Deggendorf in der
bayrischen Oberpfalz für einen Adventskalender zu portraitieren. Dabei
ist es wichtig, die Stadt optisch so einzufangen, daß sie für
Ortskundige erkennbar bleibt.
Die Planung eines solch komplexen Wimmelbildes beginnt
mit der Briefingphase, die für den geneigten Leser unsichtbar, für den Zeichner aber absolut notwendig ist. In aller Kürze also die Aufgabenstellung des Kunden: Die bayrische Kleinstadt
Deggendorf sollte auf sympathische Weise
dargestellt werden - stark vereinfacht zwar, aber doch
erkennbar. Die zahlreichen Geschäfte befinden sich durch Deggendorfs geringe Grösse in erreichbarer Nähe. Rathaus, beleuchteter Weihnachtsmarkt mit Ständen, die
typische halbkreisförmige Anordnung der Wohnhäuser, Schlittenhügel, Wald und nicht zuletzt Menschen mussten enthalten sein. Eine
zusätzliche Schwierigkeit stellte die Abbildung aller sechzehn
Sponsoren dar. Logos und Schriftzüge verschiedener Geschäfte mussten
gezeigt werden, entweder am Gebäude, auf Einkaufstüten oder sonstigem. Stimmungsvoll und informativ sollte das Ganze sein, für Einheimische
und Kenner der Stadt auf Anhieb erkennbar. Betrachter sollten Spaß
daran haben nach und nach die vielen kleinen Details zu entdecken.
Alles in nur einem Bild.
Nach
der oben beschriebenen Briefingphase, bekomme ich
entsprechendes Fotomaterial vom Kunden, das ich durch intensive eigene
Bildrecherche
ergänze. Die Recherche ist enorm wichtig, um später zu wissen, wie
Häuserfassaden, Strassen und sonstige Eigenheiten der Stadt beschaffen
sind. Je mehr Abbildungen aus möglichst
unterschiedlichen Perspektiven ich zur Verfügung habe, desto einfacher
gestaltet sich die spätere Zeichenarbeit.
Ähnlich wie bei einer Karikatur stürze ich mich hier auf die prägnanten Merkmale, auf das Gesicht der Stadt. Diese Eigenheiten versuchte ich so weit wie möglich zu abstrahieren, zu reduzieren, oder übertrieben gross herauszustellen, ohne die Stadt dabei unkenntlich zu machen. Im Fall Deggendorf eigneten sich dafür am besten die Anordnung der Wohnhäuser, das nahegelegene Skigebiet und das Rathaus mit dem in der Region bekannten Weihnachstmarkt. Ausserdem galt es Ladengeschäfte von Sponsoren zu integrieren.
Die oben zu sehenden, blau gezeichneten Bilder, zeigen die Skizzenphase, deren Ziel es ist, die sehr komplexen Sachverhalte eines Wimmelbildes zu arrangieren, zu organisieren, wegzulassen oder hinzuzufügen - kurz Ordnung zu schaffen, damit später für den Betrachter kein heilloses Chaos entsteht. Hier will ich zeigen, wie ich beginne, bis ich Landschaft, grobe Figuren und die Architektur festgelegt habe. Um Feinheiten, wie die Ausarbeitung der Figuren und die Schaffung einer Farbstimmung, kümmere ich mich später.
Eine gute Wimmelbild-Illustration sollte es schaffen, daß das Auge sich zunächst auf die wichtigen Punkte im Bild konzentriert. Auf den ersten Blick sollte erkennbar sein, worum es in der Abbildung geht. Erst wenn das Interesse des Betrachters geweckt ist, schickt man ihn auf die Suche, bei der er viele kleine Details entdecken kann. Aber dazu weiter unten mehr.
In den Abbildungen darüber sieht man die mittlerweile sehr viel akkurater
ausgearbeiteten Figuren, die allerdings später noch einmal mit sehr
viel feinerem Strich sauber durchgezeichnet werden, wie im letzten Bild zu sehen. Während dem Zeichnen
der Figuren, fallen mir die meisten der kleinen Scherze ein, die später
das Suchbild bevölkern werden. Womit wir nur zur Farbe kommen.
Der Wunsch des Kunden war es, eine positive und somit bunte Farbigkeit zu erschaffen. Die Nachtstimmung, das kühle Violett-Blau des Schnees und die dunklen blaugrauen Häuser in Hinter- und Vordergrund schafften die optimale Grundlage, um den Weihnachtsmarkt, in seinen warmen Farbtönen, hell erstrahlen zu lassen.
Diese Wimmelbild-Illustration kostete mich zweieinhalb
bis drei Wochen. Ein verhältnismässig geringer Zeitaufwand im Vergleich
zu vielen anderen meiner Wimmelbilder.
Einen bildschönen Tag wünscht Euch,
Euer "Ulistrator".